Oberfränkisches Bauernhofmuseum

Vogelscheuchen. Eine vergängliche Kunst – Fotografien von Hans Silvester

DIE RABEN RUFEN: KRAH, KRAH, KRAH!

WER STEHT DENN DA? WER STEHT DENN DA?

Christan Morgenstern – Herbstgedicht

Vogelscheuchen gibt es vermutlich seit den Anfängen der Landwirtschaft. Aufgestellt auf Feldern und Obstwiesen, sollten die menschlichen Attrappen vor allem unliebsame Vögel von der Saat und von Früchten fernhalten. Gleichzeitig zeugten die meist aus Holzlatten, alten Kleidungstücken und – nicht zu vergessen – Stroh bestehenden Figuren von einer großen Kreativität der Bauern und Landbesitzer. Bis vor einiger Zeit war die Vogelscheuche ein fester Bestandteil unserer ländlichen Tradition. Dichter wie Wilhelm Tieck und Christian Morgenstern haben ihr ein literarisches Denkmal gesetzt. Heute sind Vogelscheuchen in Deutschland und Europa nur noch selten zu finden. Mit dem Ende der traditionellen Landwirtschaft sind sie aus unserem sommerlichen Landschaftsbild verschwunden. In Kontinenten wie Asien und Afrika hingegen lebt die Tradition der Vogelscheuche ungebrochen fort und bringt in einer erstaunlichen Vielfalt Figuren hervor, die weit mehr darstellen als nur ein Schrecken für die Vögel.

Der Reisefotograf und Umweltaktivist Hans Silvester, der über seine in GEO veröffentlichten Reportagen international bekannt wurde, hat 1960 in der Provence erstmals Vogelscheuchen fotografiert und damit die ortsansässigen Bauern in Erstaunen versetzt. Seitdem hält er auf all seinen Reisen rund um den Globus, sei es in Japan oder Äthiopien, die verschiedensten Vogelscheuchen mit der Kamera fest. Seine Fotografien zeigen phantasievoll gestaltete Figuren von einer großen kulturellen Vielfalt. Zugleich sind sie bleibende Dokumente einer vergänglichen Kunst und Tradition.

Hans Silvester, geboren 1938 in Lörrach, entdeckte seine Leidenschaft für das Fotografieren im Alter von vierzehn Jahren, nachdem er von seinen Eltern eine Kamera geschenkt bekommen hatte. Schnell wurde klar, dass aus er aus dem Hobby eine Profession machen wollte. An der Freiburger Fotoschule begann er eine Ausbildung, die er 1955 abschloss. Danach brach er zu einer Reise durch Europa auf und verband so die Fotografie mit einer zweiten Leidenschaft: dem Reisen.

Seit den 1980er Jahren sind die Fotoserien von Hans Silvester zunehmend geprägt von seinem Engagement für Natur und Umwelt: landwirtschaftlicher Raubbau, saurer Regen, Verschmutzung von Luft und Wasser sind Themen, die ihn weit über die Fotografie hinaus beschäftigen. Im Auftrag von GEO fotografierte er alle Naturparks Europas für ein Buchprojekt, das 1982 unter dem Titel „Bedrohte Paradiese“ veröffentlicht wurde. In anderen Fotoserien prangert er die Abholzungen im Amazonas und die Ausbeutung der Wälder Nordamerikas an. In zwei Büchern zum Thema Wasser, die 1990 erschienen und inzwischen als Standardwerke gelten, feiert er die Schönheit der Natur und zeigt dabei die Bedrohung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten.

Tina Keck

 

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