Mit der Umlenkrolle, die im Dachstuhl oder an einem Ausleger vor der Fassade angebracht war, hat man das Aufziehen von Lasten erleichtert. Sie wurde in der Scheune zum Hochziehen der Garben eingesetzt oder in Speichern, Lagerhäusern und Dachböden. Öffnungen in den Decken hießen „Fahrloch“, weil die Waren am Seil auf- oder abwärts „gefahren“ wurden. Im Frankenwald bezeichnet man die Umlenkrolle als „Balken-Frala“ – „Balken-Fräulein“. Manches dieser Geräte kann tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten zu weiblichen Figuren aufweisen. Neu in unserer Sammlung ist eine besonders archaisch geschnitzte Umlenkrolle, die in ihrer Form allerdings etwas aus der Rolle fällt. Die Radscheibe ist beidseitig mit einem doppelten Schwalbenschwanzblatt versehen. Sie stammt aus der Ortschaft Ruppertsgrün bei Weißenstadt und ist bei genauerem Hinsehen sogar datiert. Auf der waagrechten Strebe ist etwas ungelenk die Jahreszahl 1772 eingeschnitzt.
Mit dem Balkenfraala verbindet sich ein Aberglaube, der in der älteren Generation manchmal noch bekannt ist. Die Umlenkrolle soll immer im Dachstuhl hängen bleiben, damit das Haus oder die Scheune vor Unbill geschützt ist. Wird sie entfernt, bringt das Unglück.
Eine geschlechtergerechte Bezeichnung zum umgangssprachlichen Ausdruck gibt es auf keinen Fall. Ob „Fräulein“ noch zeitgemäß ist und ob junge Männer darauf bestehen, dass es jetzt auch „Balken-Burschen“ geben sollte….? Die Diskussion wird wohl nicht geführt, denn die Berufsgenossenschaft hat die Umlenkrolle schon längst außer Dienst gestellt.